Bodhranunterricht

Workshops und Unterricht rund um die irische Rahmentrommel

Die Bodhrán - ein faszinierendes Instrument

Inhaltsverzeichnis

Bodhran mit Sticks

Entstehung & Entwicklung

Die Bodhrán [Bau-ra:n] oder irische Rahmentrommel ist ein faszinierendes und äußerst vielseitiges Instrument. Obwohl sie in der heutigen Form noch gar nicht so lange gespielt wird, ist sie aus der irisch-traditionellen Musik nicht mehr wegzudenken.

Zum einen unterstützt sie die Melodiespieler mit ihrem groovigen Rhythmus, zum anderen legt sie mit ihrem satten Bass das Fundament für die Tunes und Songs.

Ihr Ursprung ist bis heute nicht genau geklärt, hierzu gibt es mehrere Theorien. Eine davon besagt, dass sie als Tambourin von den Römern mitgebracht wurde. Dann kam eines Tages jemand auf die Idee, die Schellen abzumachen et Voilá! Eine andere Theorie lautet, dass sie sich aus einem landwirtschaftlichen Werkzeug, einer Art Sieb entwickelt hat.

Da Holz leider vollständig verrottet, wird sich wohl keine der beiden Theorien je vollständig beweisen oder widerlegen lassen…

Als Musik- und Begleitinstrument taucht sie erstmals Anfang der 1950er Jahre bei den Chieftains auf. Die damalige Spielweise hat allerdings noch nicht sehr viel mit der Heutigen zu tun. Das liegt zum einen daran, dass die ersten Bodhrans noch nicht stimmbar waren und zum anderen keine Hand am Fell anlag. Somit konnten keine klanglichen Unterschiede produzieren werden und die Begleitung beschränkte sich ausschließlich auf den Rhythmus.

Heute verändert man durch eben diese Hand am Fell die Tonhöhe und schöpft so das volle Klangspektrum der mittlerweile stimmbaren Trommel aus, vom satten Bass bis zum hohen „Plopp“.

Auch die Rhythmen sind seither vielseitiger geworden, wie man z.B. bei so modernen Bands wie Flook, Beoga oder Solas hören kann, die Stile und Rhythmen aus vielen anderen Musikrichtungen mit der irisch traditionellen Musik vermischen, was diese in meinen Augen sehr bereichert.

Verschiedene Ausführungen

Die Bodhrán gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen.

Man sieht sie heutzutage

  • mit oder ohne Kreuz
  • mit oder ohne Stimm-Mechanik
  • mit unterschiedlichen Rahmendurchmessern und -tiefen
  • mit oder ohne Ziernägel
  • mit oder ohne Tape
Bodhran Detail

Der Rahmen

First things first:
Moderne Trommeln sind immer stimmbar und besitzen einen Haupt- und einen Stimmrahmen.

Das Prinzip des Stimmrahmens ist so genial wie einfach:
Innerhalb des Hauptrahmens gibt es einen beweglichen Ring, welcher von innen gegen das Fell drückt. Die Stärke des Drucks kann mit Hilfe von Schrauben reguliert werden. Die Art der Mechanik ist dabei nicht entscheidend für den Klang, sondern eher Geschmacksfrage. Es gibt werkzeuglose Mechaniken und solche, für die man einen Inbusschlüssel oder Schraubenzieher braucht.

Dreht man nun beim Stimmen die Schraube im Uhrzeigersinn, erhöht sich der Druck auf das Fell und der Ton wird höher, dreht man sie entgegengesetzt, wird der Ton entsprechend tiefer.

Der Hauptrahmen besteht in der Regel aus schichtverleimtem Holzfurnier. Dadurch erhält er eine große Stabilität, so dass man auf die früher üblichen Holzkreuze (siehe oben) verzichten kann. Dieses Holzkreuz diente dazu, den Rahmen in seiner runden Form zu halten und zu stabilisieren. Bevor man anfing, eine Hand am Fell anzulegen, wurde die Trommel oft an diesem Kreuz festgehalten.

Leider verhindert das Kreuz bei der heutigen, modernen Spielweise, dass man mit der Fellhand vernünftig arbeiten kann, da man entweder nicht bis ganz nach unten kommt oder nicht nach oben.

RS-Tuning
Moderne Stimm-Mechanik

Auf meinen Workshops begegnen mir zwar nach wie vor regelmäßig nicht stimmbare Trommeln mit Holzkreuz. Meist werden diese in Irland gekauft und sind auf der Vorderseite schön bemalt. Leider taugen sie in den seltensten Fällen zum Musikinstrument, daher ist die Enttäuschung meistens groß, wenn ich dem stolzen Besitzer sagen muss, dass seine Errungenschaft leider nur als Wanddekoration taugt.

Fazit: Grundsätzlich sollte heutzutage jede Trommel stimmbar sein.

Auf die Größe kommt es an!

Der Durchmesser heutiger Trommeln reicht von 35 cm bis hin zu 50 cm oder mehr.
Als praktikabel und spielbar haben sich Trommeln zwischen 35 und 42 cm erwiesen.

Ein guter Anhaltspunkt für den Durchmesser der Trommel sollte sein, dass sie im Sitzen nicht über die Achsel hinaus ragt.

Die Rahmentiefe variiert zwischen 10 cm und 90 (!) cm, letztere wurde gebaut von Robert Faulkner. Üblich sind Tiefen zwischen 10 und 16 cm. Über die Tiefe kann ich folgendes sagen: eine tiefere Trommel liegt besser im Arm und auch ruhiger auf dem Bein, kann aber die Erreichbarkeit des Fells für die Fellhand erschweren. Hier hilft definitiv nur ausprobieren!

Sowohl der Durchmesser als auch die Tiefe einer Bodhrán haben einen signifikanten Einfluss auf deren Klang. Eine kleine, flache Trommel kann niemals so druckvoll und „bassig“ klingen wie eine größere, tiefere Trommel. Aber was nützt einem eine tiefe Trommel mit sattem Bass, wenn man mit der Hand kaum ans Fell kommt, weil die Arme zu kurz sind? Oder eine Bodhrán mit großem Durchmesser, die einem ständig verrutscht, weil man sie nicht stabilisiert bekommt?

Es gibt also letztendlich nicht „die“ Bodhrán, und es kommt auch nicht jeder Spieler mit jedem Instrument zurecht.  Am besten probiert man, wenn man die Möglichkeit hat, verschiedene Durchmesser und Tiefen aus bis man fühlt, was zu einem passt. Die Möglichkeit hierzu gibt es zum Beispiel in einem meiner Workshops.

Den größten Einfluss auf den Klang einer Bodhran hat aber immer noch das Fell!

Das Fell

Bodhran Fell

Das Fell einer Bodhrán hat definitiv den größten Einfluss auf deren Klang.
Meist wird Ziegenfell verwendet, aber auch mit anderen Tierarten bzw. deren Häuten ist schon experimentiert worden, z.B. mit Kuh, Kalb, Hirsch und Känguruh, um nur einige zu nennen.

Es handelt sich also in der Regel um Naturfelle (obwohl es mittlerweile auch Bodhráns mit Plastikfellen gibt, die sogar erstaunlich gut klingen!), welche mehr oder weniger empfindlich auf Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit reagieren.

Bei hoher Luftfeuchtigkeit entspannt sich das Fell und der Ton wird tiefer, bei Trockenheit dagegen wird es straffer und der Ton wird höher.

Bei Trommeln ohne Stimm-Mechanik müsste man, um die Spannungsunterschiede im Fell auszugleichen entweder mit einem Föhn die Feuchtigkeit reduzieren, oder sie mit einem Schwamm und Wasser erhöhen. Das ist zum einen lästig, zum anderen ist das Ergebnis nur schwer vorhersagbar und hält leider auch nicht allzu lange an.

Von den hämischen Kommentaren der anderen Sessionmusiker mal ganz abgesehen…

Single Skin vs. Double Skin

Auf den meisten Trommeln wird ein einziges Fell verarbeitet, diese nennt man Single Skin. Es gibt aber auch Hersteller, die zwei Felle miteinander verkleben und als sogenannte Doubleskin auf die Trommel bringen.

Man kann verallgemeinernd sagen, dass eine Doubleskin bassiger ist als eine Single Skin, letztere dafür schneller anspricht und knackigere Höhen hat. Bei einer Doubleskin muss man etwas (z.T. auch deutlich) mehr arbeiten und drücken, um Klangunterschiede zu erreichen und man bekommt in der Regel nicht so knackige Höhen.

Die Spielweise

Die Bodhrán ist eine Rahmentrommel, wie es weltweit sehr viele gibt, z.B. als TarBendirRiq oder Daf. Allerdings ist die Spielweise der Bodhrán einzigartig. 

Sie wird im Sitzen gespielt und steht dabei senkrecht auf einem Bein. In der dominanten Hand hält man einen Stick, die andere liegt von hinten am Fell an. Dadurch kann man den Klang dämpfen und die Tonhöhe ändern, indem man die zu spielende Fläche größer (tiefer Ton) oder kleiner (hoher Ton) macht. 

Bodhran mit Sticks

Wie geht das nun konkret?

Mit dem Stick schlägt man in einer halbkreisförmigen Bewegung nach unten und oben, wobei man auf beiden Wegen jeweils auf dem Scheitelpunkt des Halbkreises das Fell trifft, und zwar mit dem unteren Ende des Sticks. Man schlägt also nicht wie bei einem Schlagzeug senkrecht auf das Fell, sondern quasi daran vorbei. 

Dabei kann man entweder den nach unten gespielten Schlag (engl. down) betonen oder den nach oben gespielten (up). 
Ein Schlagmuster kann man dann unter anderem so notieren (fett = betont): 

Reel (4/4): 
1 u 2 u  3 u 4 u 1 u 2 u 3 u 4 u: 
d u d u d u d u d u d u d u d u: 

 Jig (6/8): 
1 2 3  4 5 6 1 2 3 4 5 6: 
d u d u d u d u d u d u: 

 Es werden also im Reel in der Regel die Downs betont, entweder wie im Beispiel auf der 1 und 3 oder auf der 2 und 4. IJig wird dagegen im Wechsel ein down und ein up betont. 

Alternativ benutzen viele Spieler für den Jig auch eine andere Schlagtechnik, nämlich d u (down down up). Hierbei wird dann immer der zweite Schlag betont. Das sieht das dann so aus: d u d d u d d u d d u d: 

 Man muss es nicht können, aber es erweitert die Möglichkeiten ungemein und macht das Spielen an manchen Stellen sogar leichter. Wer wissen möchte, wie das Ganze im Reel funktioniert, ist herzlich zu einem meiner Workshops eingeladen! 

Die Session

Uilleann Pipes

Eine Session ist eine mehr oder weniger zufällige Zusammenkunft von Musikern zu dem Zweck, Musik zu machen 😉 

In der Regel wird hierfür kein Geld genommen, es gibt in Irland aber auch sogenannte Paid Sessions, bei denen die Musiker dafür bezahlt werden, daß sie zur Unterhaltung des (touristischen) Publikums musizieren. Die Bezahlung erfolgt hierbei entweder in Form von Naturalien (Guinness!) oder Bargeld. 

Sehr unhöflich ist es, ein Set sozusagen zu kapern und einfach mittendrin ein Tune „reinzuschmuggeln„, was uns Bodhránspielern zum Glück nicht passieren kann. 

Eine nicht immer ganz ernst gemeinte Regel besagt, dass in einer Session kein Tune zwei Mal gespielt werden darf. 
Dann kommt nämlich die Sessionpolizei 

Ich denke, es handelt sich hier eher um eine Art Gedächtnistraining 😉 

Wie funktioniert das?

Meist spielen die Musiker einer Session ziemlich regelmäßig zusammen, aber es kommt natürlich vor, dass sich ein Neuling dazuverirrt. 

Egal welches Instrument man spielt sollte man, bevor man auspackt und loslegt erst eine Weile zuhören und beobachten, wie die Session funktioniert und auf welchem musikalischen Level gespielt wird. 

Banjo

Erst dann sollte man entscheiden, ob man in der Lage ist, hier mitzuspielen. Und auch dann macht man sich sicher beliebt(er), wenn man die Spieler vorher fragt, ob man sich dazusetzen und mitspielen kann. 

In der Regel braucht man keine Angst vor einer Abfuhr zu haben, aber alle werden diese Höflichkeit zu schätzen wissen. Darüber hinaus gibt es eine ungeschriebene „Session-Etikette“, die man kennen sollte. 

Session-Etikette

Gitarre Detail

Als Bodhránspieler hat man das große Glück, jedes Tune mitspielen zu können, unabhängig davon, ob man es kennt oder nicht. Solange man den Rhythmus beherrscht und das Tempo (mit)halten kann ist man auf der sicheren Seite. Deshalb gelten die ungeschriebenen Regeln nur zum Teil für uns, aber es schadet nicht, wenn man sie kennt. 

Wer schon mal bei einer Session zugehört hat, dem wird vielleicht folgendes aufgefallen sein: 

Ein Spieler beginnt ein Tune, die anderen hören kurz zu und stimmen, wenn sie das Tune kennen mit ein. Manchmal sprechen die Spieler auch die Reihenfolge der Tunes in einem sogenannten Set vorher ab. Wie auch immer, derjenige Spieler, der ein Set mit einem Tune beginnt, bestimmt das Tempo. Es gilt als unhöflich, dieses Tempo zu beschleunigen oder zu verlangsamen. 

Im ersten Fall bringt man damit vielleicht den Melodiespieler in Schwierigkeiten, weil er nur bis zu einem bestimmten Tempo mithalten kann. Im zweiten Fall, vor allem wenn es regelmäßig vorkommt, verliert die Session an Schwung und die Spieler die Lust. 

Am Ende eines Tunes halten die übrigen Spieler kurz Inne, um zu hören, was als nächstes gespielt wird (es sei denn, das wurde vorher abgesprochen) und derjenige Spieler, der das Set begonnen hat, bestimmt das nächste (und nächste, und nächste…) Tune. 

In der Regel braucht man keine Angst vor einer Abfuhr zu haben, aber alle werden diese Höflichkeit zu schätzen wissen. Darüber hinaus gibt es eine ungeschriebene „Session-Etikette“, die man kennen sollte. 

Wie kommt es eigentlich...?

dass die Musiker immer alle gleichzeitig aufhören? 

So oder so ähnlich werde ich auf Sessions oder in Workshops oft von Zuhörern bzw. Teilnehmern gefragt. 

Dazu muss man die Struktur irisch-traditioneller Musik verstehen. Die Mehrzahl der Tunes folgen nämlich einem sehr einfachen Grundschema. Sie bestehen aus einem A-Teil und einen B-Teil. Jeder A-Teil besteht aus 8 Takten und wird wiederholt, gleiches gilt für den B-Teil. 

Geige Detail

Daraus ergibt sich das Schema AA BB, welches wiederum 3 Mal wiederholt wird, also AA BB AA BB AA BB.  Da wie gesagt jeder Teil 8 Takte lang ist, ergeben sich für ein Tune, welches diesem Schema folgt 8×12 = 96 Takte. 

Man sollte also recht gut zählen können, um irisch-traditionelle Musik zu machen 😉 

Das ist natürlich Quatsch! Wenn man eine Weile spielt, dann hat man Die Struktur irgendwann im Gefühl und muss nicht mehr zählen. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Natürlich gibt es auch etliche Tunes, die von diesem Schema abweichen. 

So gibt es z.B. Tunes, bei denen die einzelnen Teile nicht wiederholt werden. Man spielt also beispielsweise A B A B A B.
Oder es gibt noch einen C-D-E-…Teil. Oder oder oder 

Aber die meisten Tunes folgen tatsächlich dem oben genannten Schema, das macht die Musik so schön einfach 🙂 

Vielen Dank für deine Anmeldung!

Glückwunsch Du bist dabei!

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